Go-SetGo oder Weiqi (Wie-qi ist der chinesische Name für Go) ist ein sehr altes, strategisches Brettspiel für 2 Personen aus Ostasien.

Go fasziniert durch Einfachheit und Komplexität gleichermaßen. Die Regeln sind schlüssig und leicht zu erlernen; sie können in 5 Minuten erklärt werden - bieten aber die Grundlage für eine nahezu unbegrenzte Anzahl von Varianten und Möglichkeiten. Kein professioneller Go-Spieler in Fernost spielt in seinem „Go-Leben“ zweimal die gleiche Partie. Die Zahl aller möglichen Züge ist immens hoch - viel höher als z.B. beim Schach. Das Spiel ist nicht durch Logik allein begreifbar, denn seine Komplexität und Tiefe verlangt eine erhebliche Menge an Intuition und Erfahrung.

Die Regeln des Spiels sind von verblüffender Einfachheit. Go wird gespielt mit schwarzen und weißen Steinen auf einem Brett mit 19x19 Linien. Abwechselnd wird nun auf die Schnittpunkte der Linien gesetzt, wobei immer schwarz beginnt. Ziel des Spieles ist es, durch Abgrenzung mehr Gebiet zu machen als der andere Spieler. Jeder Spieler möchte gerne soviel „Land“ besitzen wie möglich – nie alles – es geht nicht um die Vernichtung des Gegners, sondern vielmehr darum, ein klein wenig geschickter zu sein als der andere. Der faire Vergleich von geistigen Fähigkeiten liegt dem Spiel als Idee zugrunde. „Kämpfen ist nicht der Schlüssel zum Go, es dient allein als letzter Ausweg“ (Zhong-Pu Liu, 1078 v. Chr.).

Geschichte

Das Spiel hat seinen Ursprung im alten China und ist mehr als 4000 Jahre alt. Somit kann man Go gemeinsam mit Backgammon und Mühle zu den ältesten Strategiespielen der Welt zählen.
Rasch wurde das Spiel nach Japan gebracht. Von den Japanern wurden die Regeln der antiken Form des Wei-qi modifiziert und weiterentwickelt.
Auch in Korea wurde das Spiel schnell populär. Hier ist es unter dem Namen Baduk bekannt.

Seinen Ursprung hat das Spiel im alten China, wo es bei der Bevölkerung und auch in der Beamtenelite ein akzeptierter Zeitvertreib war. Das Spiel wurde durch die verschiedenen Epochen der chinesischen Geschichte getragen – durch die Han-Zeit und die Tang-Dynastie (am kaiserlichen Hof wurde ausgiebig gespielt). Hier erlebte das Weiqi sein erstes Hoch. Die kaiserliche Bürokratie benötigte viele Beamte, wodurch eine gut ausgebildete Klasse zu Verfügung stand, die sich für das Weiqi-Spiel interessierte.
Auch unter späteren Dynastien sollte das Brettspiel seine große Anziehungskraft behalten und es erfreute sich größter Beliebtheit.
Mit dem Untergang des Kaiserreichs 1911 versank Weiqi allerdings in der Krise, da die kultivierteGospiel Oberschicht Chinas weitestgehend verfolgt wurde und auch Go-Spieler wurden zu dieser Zeit in China als 'Intellektuelle' verfolgt. Erst nach der Kulturrevolution erlebte Weiqi seine „Wiedergeburt“ beim chinesischen Volk.

Nach Japan kam das Spiel um 735 durch den Gesandten „Kibi no Makibi“, der in der chinesischen Hauptstadt Wissenschaften und Künste studierte. Nach seiner Rückreise in die japanische Heimat hat er das Weiqi-Spiel unter dem Namen Go bekannt gemacht.
Das Go-Spiel hatte einen Höhepunkt sicherlich Anfang des 17. Jahrhunderts (Edo-Periode). Der neue Shogun war dem Go sehr zugetan. Er besetzte den Posten des Godokoro („Go-Minister“) und ließ unter anderem den o-shiro-go, eine Go-Zeremonie veranstalten. Er gründete vier große Go-Schulen – Stipendien gab es für die stärksten Spieler.
Einer der besten Spieler dieser Zeit, Shusaku Kuwahara, entwickelte eine neue Eröffnung, die nach ihm benannte Shusaku-Eröffnung, die noch bis ins 20. Jahrhundert gespielt wurde. Shusaku gewann 19-mal in Folge den jährlichen o-shiro-go.
Nach dem Fall des Tokugawa-Shogunats 1868 wurde die Unterstützung für die Go-Schulen von der Regierung beendet. Dank diverser Sponsoren konnte das hohe Niveau des japanischen Go erhalten bleiben.

Auch heute haben Go bzw. Weiqi in Japan und China einen großen Stellenwert. Allein in Japan gibt es schätzungsweise 10 Millionen Go-Spieler. Im gesamten fernöstlichen Gebiet gibt es zahlreiche Go-Clubs, Spielgruppen an Schulen und Universitäten und diverse Go-Turniere für Amateure und Profis.
Während der letzten 20 Jahre ist es in China und vor allem in Korea (dort ist Go unter dem Namen „Baduk“ bekannt) zu einem regelrechten Go-Boom gekommen, der dazu geführt hat, dass Japan seine ehemalige Vormachtstellung bei internationalen Turnieren verloren hat. Baduk in Korea ist heute so populär wie Fußball oder Skat in Deutschland.
Go war lange Zeit eine Männerdomäne. Jedoch haben die Öffnung von Turnieren und der Aufstieg starker weiblicher Spieler - zu nennen ist hier Riu Naiwei - zunehmend die Kompetenz und Spielstärke von Spielerinnen unter Beweis gestellt.

In Europa wurde Go in den 1880er Jahren als großer Konkurrent zum Schach bekannt. Wenige Jahre später erschien eine deutsche Go-Zeitung. Wirklich populär wurde das Go-Spiel erst in den 50er Jahren. Es entstanden Clubs und die ersten regelmäßigen Turniere fanden statt. Der Deutsche Go-Bund hat heute über 2000 Mitglieder – die Anzahl aller Go-Spieler in Deutschland dürfte bei etwa 20.000 liegen.
Heute findet sich in nahezu jeder größeren deutschen Stadt ein Go-Club mit regelmäßigem Spielbetrieb und Go-Turnieren.

Material und Etikette:

Go-SetTraditionelle Go-Spieler sind oft sehr stolz auf ihre Spielsets.
In China spielt man schon immer auf flachen Brettern aus Holz und auf Stühlen an einem Tisch, nur selten auf dem Boden.
In Japan ist das traditionelle Go-Brett (Goban) auch aus massivem Holz, aber etwas dicker und steht auf montierten Beinen. Traditionell werden sie aus dem sehr seltenen Holz des Kayabaums gefertigt (aus dem Holz von über 700 Jahre alten Bäumen).
Gespielt wird in Japan sitzend auf Reisstrohmatten auf dem Boden. Die Spielsteine sind aus Muscheln oder Schiefer und haben passende Dosen. Diese traditionellen Sets sind allerdings meist nicht in Gebrauch.
Generell gespielt wird an Tischbrettern (ohne Beine) und mit Steinen aus Glas oder Plastik.

Das Spielbrett und dessen Gitter ist traditionell 1 Shaku und 5 Sun lang und 1 Shaku und 4 Sun breit (455 mm × 424 mm) – somit ist es kein perfektes Quadrat, sondern ein Verhältnis 15:14. Der Grund hierfür ist der Ausgleich der optischen Verzerrung, die entsteht, weil die Spieler nicht senkrecht, sondern schräg von vorn auf das Brett schauen. Zudem ist es für die japanische Ästhetik besser, perfekte symmetrische Strukturen zu vermeiden, weshalb das Brett kein Quadrat darstellen soll.

Beim Go-Spielen, wie auch bei anderen traditionellen asiatischen Spielen, wird das Verhalten der Spieler während einer Partie als sehr wichtig gesehen. Demnach ist dem Gegner immer Respekt und Wertschätzung entgegen zu bringen, damit die gespielte Partie nicht als unangenehm empfunden wird.
Auch eine Fixierung auf das Gewinnen der Partie widerspricht der Philosophie des Spiels in der ostasiatischen Kultur. Somit verstößt das Prahlen über einen Sieg oder aber das Spotten über eine Niederlage gegen die guten Sitten des Go-Spiels.
Selbstverständlich ist, dass die Konzentration auf das Spiel nicht beeinträchtigt werden sollte (z.B. durch Geräusche mit den Steinen in der Dose). Wichtig ist auch mit voller Aufmerksamkeit am Spieltisch zu sein, das heißt sich nicht ablenken lassen mit anderen Dingen (auf andere Bretter schauen, Musik hören). Dies vermittelt dem Gegenüber eine Langeweile, die als abwertend empfunden wird.

Spielvarianten

Mögliche Spielvarianten ergeben sich durch Abweichungen in der Brettgröße (13 x 13 oder 9 x 9) oder in der Brettform wie beispielsweise beim Rund-Go (Spielbrett mit Kreissegmenten als Linien).
Darüber hinaus gibt es Varianten, die Änderungen oder Ergänzungen in der Strategie oder in den Regeln des Spiels nach sich ziehen.

Professionelles Go

Im klassischen Go gibt es ein Rangsystem – alle Go-Spieler, die in Klubs und auf Turnieren spielen, sind in dieses Rangsystem eingeordnet, auch um sich bei der Wahl eines Spielpartners besser orientieren zu können.
Für professionelle Spieler gibt es in Korea, China und Japan eigene Rangsysteme. Profi-Ränge werden von den Verbänden auf der Grundlage von Turnierergebnissen verliehen. Im Amateurbereich ist es meist ein System der Selbsteinstufung.
In Japan sind die Gebühren für die Ausstellung von Spielstärke-Urkunden für Amateure eine wichtige Einnahmequelle für den Nihon Kiin, die größte Organisation von professionellen Go-Spielern.
Wenn zwei Go-Spieler unterschiedlichen Ranges aufeinandertreffen, wird aus dem Rangunterschied eine Vorgabe bestimmt. Das heißt, dass der schwächere Spieler mit den schwarzen Steinen spielt – also beginnt - und dann auch meist gleich mehrere Steine auf dem Brett platzieren darf.

Professionelles Go hat sich hauptsächlich in Japan, Korea, China und auch in Taiwan entwickelt. Go-Profis genießen einen hohen Status und können allein durch Unterricht des Spiels ihr Auskommen finden. Spitzenprofis können bei Turnieren mit Preisgeldern bis 300.000 Euro rechnen.
Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte Japan die meisten und stärksten professionellen Spieler hervor. Jedoch hat das chinesische Profi-Go in den achtziger Jahren ein mindestens ebenso hohes Niveau erreicht, während in Korea seit den neunziger Jahren eine neue Generation von Go (Baduk) Spielern an die Weltspitze drängt. Heute sind die Top-Spieler aus diesen drei Ländern in etwa von vergleichbarer Stärke. Es gibt eine Anzahl hoch angesehener Titel - der Meijin („Meister“), der Hon’inb? (Name einer früheren Go-Schule), der Kisei („Spiel-Heiliger“), der ?za („Thron“), der Tengen („Mitte des Himmels“) und der Gosei („Go-Heiliger“). Anwärter auf den Profi-Status müssen ihre Spielstärke in der Regel auf einem Qualifikationsturnier beweisen. Die bestplatzierten Spieler werden dann zum Profi ernannt.

Bekannte Profi-Spieler

China:

Wu Qingyuan, besser bekannt als Go Seigen (geb. 1914) wurde in Japan zum Profi ausgebildet und ist „bester Go-Spieler aller Zeiten“.
Gu Li (geb. 1982) gehört ebenfalls zur Weltspitze und trägt zahlreiche chinesische Titel.
Rui Naiwei (geb. 1963) ist die erste Frau, die ein männliches Profiturnier gewann (2000 in Kuksu, Korea).

Japan:

Honinbo Shusaka (1829–1862) war der stärkste Spieler in der Edo-Periode. Er galt mit Schwarz als Spielfarbe für unbesiegbar.
Minoru Kitani (1909–1975) hat zusammen mit Go Seigen eine neue Eröffnungstheorie aufgestellt und war Lehrer sehr vieler Profispieler.
Sakata Eio (geb. 1920) und Fujisawa Shuk? (1925-2009) dominierten die goldene Zeit des japanischen Go in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Südkorea:

Cho Chi-hun besser bekannt als Cho Chikun (geb. 1956) wurde in Japan zum Profi ausgebildet, dominierte in den 1980ern und 1990ern. Seine Herausforderer hatten es schwer ihm seine Titel (Kisei, Honinbo, Meijin) abzunehmen.
Lee Chang-ho (geb. 1975) ist seit 1996 der stärkste Spieler der Welt. Lee Se-Dol (geb. 1983) wurde 2003 der jüngste Profi der Geschichte. Pak Young-hun (geb. 1985) hat Lee Se-dol mit seinem Sieg im Juli 2004 diesen Titel abgelöst.

Nicht-Asiaten:

Die nicht-asiatischen Spieler kommen heute (neben den USA) vor allem aus Osteuropa, aus Russland und Rumänien, wo sich das Spiel seit der politischen Öffnung (1989) besonders stark verbreitet hat.
Michael Redmond (geb. 1963, USA) ist der stärkste nicht-asiatische Spieler.
Manfred Wimmer (1944–1995, Österreich) erhielt 1978 als erster westlicher Spieler ein japanisches Profi-Diplom.
Hans Pietsch (1968-2003, Deutschland) ist der einzige deutsche professionelle Go-Spieler und wurde in Japan ausgebildet. Er wurde am 16. Januar 2003 während einer Go-Promotion-Tour in Guatemala bei einem bewaffneten Raubüberfall ermordet.
Alexandre Dinerchtein (geb. 1980, Russland) ist mehrfacher Europameister, in Korea ausgebildet.
Svetlana Shikshina (geb. 1980, Russland) ist die erste professionelle Go-Spielerin Europas – auch in Korea ausgebildet.

 Go-Steine

Zu guter Letzt: beim Staatsbesuch von Chinas Premier Hu Jintao im November 2009 bekam er als Gastgeschenk von US-Präsident Barack Obama ein speziell gefertigtes Go-Brett überreicht – aus Holz vom Kao-Baum, das extra von Hawaii (Geburtsort Obamas) eingeflogen wurde.

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